Was ist eine SoLaWi?

SoLaWi heißt Solidarische Landwirtschaft.

Bei SoLaWi’s geht es darum, dass sich Menschen zusammentun, die ihr eigenes Essen anbauen/selbst herstellen möchten. Dabei geht vor allem oft um die Abkehr der konventionellen Landwirtschaft, wie wir sie jetzt haben, die unsere Böden, unser Wasser und die gesamte Biodiversität schädigt.

Dies tut sie, indem sie z.B. große Maschinen wie sehr schwere Traktoren nutzt, die den Boden verdichten und die Lebewesen im Boden zerdrückt und abtötet. Indem sie den Böden durch künstliche Bewässerung versalzt. Indem sie durch einen Chemiecocktail von Kunstdünger und Schädlingsbekämpfungsmitteln wie Herbiziden (gegen sogenannte ‚Unkräuter‘ = andere Pflanzen), Insektiziden (gegen mitfutternde ‚schädigende‘ Insekten) und Fungiziden (gegen Pilze) den Boden und das Wasser mit giftigen Substanzen anreichert. Diese gelangen in die Organismen von Bodenleben – alles, was darin kriechst und sich windet, aber auch darauf landendes Flügelgetier wie Vögel, Schmetterlinge, Libellen und Wasserlebewesen sind davon betroffen und werden in großem Maße reduziert/abtötet.

Nun gut, dies in aller Kürze. Dieser Artikel soll sich mehr um SoLaWi’s drehen als um die konventionelle Landwirtschaft, über die ich auch an anderer Stelle schon geschrieben habe/schreiben werde (z.B. Blogbeitrag über Wasser).

Also zu den SoLaWi’s:

Eine Gruppe von Menschen – entweder Hersteller = Landwirte, Gemüsegärtner, etc. oder Verzehrende/Konsumierende/Genießer = in Prinzip jeder – entschließen sich, das Obst und Gemüse, das sie essen möchten, zusammen in anderer Art und Weise als die konventionelle Landwirtschaft anzubauen. Das heißt, es wird statt erdöl-basiertem Kunstdünger natürlicher Dünger verwendet, es werden viele verschiedene Obst- und Gemüsesorten angebaut, um die Biodiversität zu steigern, es wird auf Gifte wie starke Herbizide, Insektizide, etc. verzichtet. Verkürzt ausgedrückt: es wird sich nach den Prinzipien der organischen Landwirtschaft orientiert. Oft spielen Fruchtfolgen eine große Rolle, wo es darum geht, dass auf den Feldern der Anbau von verschiedenen Pflanzen rotiert, damit der Boden nicht ausgelaugt, sondern immer wieder mit Nährstoffen angereichert wird. Dazu können noch viele andere Methoden wie z.B. Mulchen, was bedeutet, dass der Boden um die Nutzpflanzen herum mit organischem Material bedeckt wird, damit einerseits kein Kohlenstoff aus dem bloßem Boden ausdünsten kann und andererseits Beikräuter am Wuchern gehindert werden. Es ist also eine sehr gute Methode, den Boden zu schützen und gegen sogenannte ‚Unkräuter‘ vorzugehen und erspart viel Jätarbeit.

Wieder zurück zu der SoLaWi-Gemeinschaft:

Sobald sich eine solche Gruppe von Menschen gefunden hat, muss geklärt werden, wie der Traum: solidarisch, organisch Landwirtschaft zu betreiben, realisiert werden kann. Dafür wird meist ein Verein oder eine Genossenschaft gegründet, um sich zu organisieren und Aufgaben zu verteilen.

Es wird ein Grundstück gebraucht – einfach gelöst ist dies natürlich, wenn die Initiative von einem oder mehreren Bauern ausgeht. Ansonsten bietet es sich an, sich mit einem dem organischen Landbau zugeneigten Bauern zusammenzutun, es kann auch eine nicht mehr genutzte Baumschule aufgekauft werden. Zu einem Stück Land zu kommen, kann sich entweder schnell und gut fügen oder ein etwas zäheres Unterfangen sein, auch je nachdem, wo man sucht. Letztendlich werden Mitglieder benötigt, die ebenfalls gesundes Obst und Gemüse aus der Region beziehen möchten.

Sobald sich alles gefunden hat, wird von der SoLaWi-Gruppe errechnet, wieviel Geld für das 1. Anbaujahr gebraucht wird – da kommt alles mit rein, die Traktorreparatur, die Samen und/oder Jungpflanzen, die Gehälter der Hauptmitarbeiter wie der Gärtner, der Landwirte, gegebenenfalls der Buchhalter. Buchhalter, Fahrdienste und Ähnliches wird auch sehr oft von der Kern-SoLaWi-Gruppe ehrenamtlich übernommen. Für dieses Engagement muss man diesen Menschen wirklich Respekt zollen. Sie bauen wertvolle Projekte in ihrer Freiheit auf. Damit sinken die Lohnkosten, wogegen natürlich der organisch-biologische Anbau von Obst und Gemüse aufwändiger, auch kostenaufwändiger ist. Dies trifft vor allem am Anfang zu. Gleichzeitig werden stabile Ökosysteme zur Nahrungsmittelerzeugung aufgebaut, Biodiversität gefördert, unsere Gewässer geschont und sogar gereinigt, die Luftqualität verbessert, bunte Mitmach-Gärtner-Nachmittage organisiert, Plattformen zur Information und zum Kennenlernen geschaffen und und und …

So, nun – sobald errechnet wurde, wieviel Geld gebraucht wird, gibt es eine Art Versteigerung. Die Mitglieder, wozu auch die Gründergruppe gehört, finden sich zusammen ein. Es wird ein Preis vorgestellt, den jedes Mitglied zahlen müsste für ein Jahr (= Gesamtkosten geteilt durch Mitgliederanzahl) und die Mitglieder entscheiden jeder für sich, wieviel sie zahlen können oder wollen. Wenn Geringverdiener dabei sind, kann es zu Lücken kommen, die von Besserverdienenden ausgeglichen werden können/müssten. So kommt es zu einer solidarischen Umverteilung der Kosten. Die meisten SoLaWi’s berichten allerdings, dass die Mitglieder fast alle immer denselben, vorgeschlagenen Betrag bezahlen. Manchmal bieten diejenigen, die weniger bezahlen wollen an, stattdessen mehr mitzuarbeiten, was auch eine gute Möglichkeit sein kann.

Mitarbeit ist bei SoLaWi’s generell gefragt. Es werden Ackertage organisiert, an denen Mitglieder kommen und mitpflanzen, gießen, säen, jäten. Einige SoLaWi’s sind sehr auf die Mitarbeit angewiesen und die Mitglieder verpflichten sich an bestimmten Wochenenden zu solchen Arbeitseinsätzen. Manche SoLaWi’s sind auf solche Beiträge nicht so sehr angewiesen – da werkeln die Mitglieder nur ca. 2mal im Monat mit und machen sich Hände schmutzig. Oft geht es auch darum, den Mitgliedern – oft einfach Familien, in den Mutter und Vater ganz anderen Berufen nachgehen – die eigene SoLaWi näher zu bringen, zu zeigen, wie ihr Gemüse tatsächlich herangezogen wird, dass tatsächlich keine Giftstoffe verwendet werden, welche Methoden ansonsten verwendet werden und wieder eine Verbindung zur Natur herzustellen (kleine gerade gesprossene Kürbispflanzen sind so süß! Ein divers bepflanztes Beet, wo einige Pflanzen gerade blühen wie der lila Bortsch und dazwischen verteilte Mohnblumen ist einfach so schön! usw.).

Wenn alle diese Kräfte gebündelt sind, kann es losgehen. Das Land ist da, die Finanzen sind da, die Orga-Gruppe und die Spezialisten sind da (Gemüsegärtner, Landwirte).

Das Land wird bestellt, das Gemüse gedeiht. Für ihre finanziellen Beiträge bekommen die Mitglieder, sobald die Erntezeit beginnt, ein- oder zweimal ihren Ernteanteil = eine Gemüsekiste. Diese wird von einem Fahrdienst an einen bestimmten Auslieferungspunkt gebracht, wo sie sich ihre bunten Zusammenstellungen abholen können. Diese Gemüsezusammenstellungen sind für diejenigen, die nicht oder wenig mitgärntern Überraschungstüten, weil reinkommt, was gewachsen ist, v.a. was gut gewachsen ist. Wenn es Frost gab und die Kirschblüten erfroren sind, aber die Apfelbäume verschont wurden, gibt es in dem Jahr keine Kirschen oder nur wenige, aber dafür viele, leckere Äpfel.

Die Überraschungstüten richten eine Menge mit den eigenen Kochkünsten an – im positiven Sinne. Ich habe dadurch erst gelernt, wie man Spitzkohl zubereitet und wie fleischähnlich und köstlich er ist und dass ich keinen weißen Rettich mag. Damit ging dann die Tauschwirtschaft bei uns im Haus los und die Nachbarn haben sich über den weißen Rettich und meine Infos über unsere SoLaWi gefreut.

Dies ist eine kurze Einführung/Erklärung dazu, was eine SoLaWi ist.

Wenn eine in eurer Nähe ist – und es gibt mittlerweile über 200 Initiativen in Deutschland – sie freuen sich meist über Zuwachs, wenn ihre Kapazitäten nicht schon ausgeschöpft sind. Dann wissen sie aber meist eine Alternative/benachbarte SoLaWi, die noch neue Mitglieder braucht und diese gerne aufnimmt.

Es lohnt sich, es sind wertvolle Projekte, die die Kraft haben unser landwirtschaftliches System zu transformieren.

Weitere Infos, Interviews, Informatives sind auf dieser Webseite zu finden, die wirklich gut gestaltet ist von den Gründern des ‚Kartoffelkombinats‘, eine SoLaWi in München.

Veröffentlicht von Christine Heybl

Ich habe zum Thema 'Klimagerechtigkeit' promoviert, Hauptfach Philosophie, Nebenfach Biologie. Ziel war es zum Thema Nachhaltigkeit, herauszuarbeiten, dass durch den Klimawandel Menschenrechtsverletzungen entstehen und wir daher die Verpflichtung haben, in allen Bereichen der Gesellschaft eine nachhaltige, ökologisch-vertretbare Lebensweise einzuführen, die die Menschenrechte aller Individuen sowohl heute als auch in Zukunft möglich macht und schützt. Ich bin sehr Nachhaltigkeitsthemen interessiert, zurzeit v.a. an nachhaltigem Konsum, organischer Landwirtschaft und Permakultur.

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