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Was ist Permakultur?
Die Permakultur zielt darauf ab, Systeme, die der Mensch geschaffen hat, innerhalb derer er sein Leben aufgebaut hat, in den Einklang mit der Natur zu bringen.
Mmh – was fällt uns dazu ein und warum sollten wir das tun?
Die Häuser, in denen wir wohnen, sind Sondermüll, wenn sie abgerissen werden. Die Welternährungsorganisation prognostiziert, dass wir unsere landwirtschaftlichen Flächen noch 60 Jahre nutzen können, wenn wir sie weiter so behandeln und schädigen, wie wir es zurzeit tun. Die letzten 11 Jahre waren die wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, was u.a. eine Versauerung der Meere, einem Verlust von Böden und von Biodiversität zur Folge hat. Die Liste ließe sich noch um so einige Punkte fortsetzen und den meisten Menschen ist wahrscheinlich klar, dass wir diese globalen Probleme längst strategisch hätten angehen müssen.
Das sie ganz nah an uns dran sind, zeigt das Häuserbeispiel, auf das ich weiter unten noch einmal lösungsorientiert eingehen werde, falls der neugierige Leser ein paar Paragrapfen überspringen möchte (Stichwort: earth ships).
Dabei ist das übergeordnete Ziel, Ökosysteme zu revitalisieren. An erster Stelle steht damit die Natur und deren Schutz. Da der Mensch mittlerweile eine große Rolle in Bezug auf die Nutzung und Veränderung von natürlichen Systemen und Ressourcen hat und damit schon lange als ‚Gestalter‘ auftritt, wird in der Permakultur eine harmonische Verbindung von menschlichen Bedürfnissen und der natürlichen Umwelt erforscht und umgesetzt. Es wird eine vollständige Kreislaufwirtschaft angestrebt und der Mensch nutzt Muster aus der Natur und natürliche Prozesse, um heilend, statt zerstörend auf die Natur zu wirken.
Direkt aus dem Wort ‚Permakultur‘ abgeleitet bedeutet dies: Wie kann der Mensch permanente, also für eine dauerhafte Zukunft geeignete Systeme oder Kulturen schaffen. Die Aufgabe einer/s Permakulturistin/en ist es, solche Systeme zu designen. Dies kann z.B. ein Garten sein, indem durch eine Kompostwirtschaft Kreisläufe mit organischen Abfällen geschlossen werden, indem dieser auf die Beete aufgebracht werden, wo das Gemüse wächst, das die Bewohner verzehren.

Begründet haben das Konzept der Permakultur die zwei aus Australien stammenden Urväter Bill Mollison und David Holmgren. Bill Mollison ist gelernter Biogeograph und arbeitete in vielen unterschiedlichen Berufen wie z.B. als Umweltpsychologe. Unter anderem seine Forschung zu Aborigines und eine Beschäftigung mit den zerstörenden Faktoren des globalen Ökosystems ließen ihn mit seinem Schüler David Holmgren das Konzept der Permakultur entwickeln. 1981 wurde er dafür mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.
Die Permakultur beruht auf 3 grundlegenden Handlungsmaximen: ‚Earth care‘, ‚people care‘ und ‚fair share‘ oder auf Deutsch: ‚Sorge für die Erde‘, ‚Sorge für die Menschen‘ und ‚Teile gerecht‘.
Diese 3 Handlungsmaximen wurden von David Holmgren[1] in 12 verschiedenen Prinzipien[2] weiter aufgefächert wie z.B. ‚Beobachte und interagiere‘, ‚Nutze und schätze erneuerbare Ressourcen und Leistungen‘, ‚Erzeuge keinen Abfall‘, usw. Sie dienen als Orientierungshilfen bei Projekten. Es kann sich immer wieder gefragt werden: ‚Wie kann ich meinen Abfall weiter reduzieren und für andere Systeme als Rohstoff verwenden?‘ oder ‚Was würde die Natur machen?‘. Dieses kann durch Beobachtung von Tieren, Pflanzen, natürlichen Prozessen herausgefunden werden, wobei dies gleichzeitig auch ein sehr angenehmer und entspannender Zeitvertreib ist.

Die Permakultur ist ein ganzheitliches System, um degradierte Ökosysteme zu revitalisieren und unsere natürlichen Lebensgrundlagen wie Wasserkreisläufe, Bodenfruchtbarkeit, Nahrungsketten, Ressourcenvorkommen usw. zu restaurieren, da es auf alle Bereiche des menschlichen Lebens anwendbar ist und die Ansätze der einzelnen Bereiche ineinandergreifen.
Diese Bereiche sind das Finanz- und Wirtschaftswesen, Gesundheit und Spiritualität, Kultur und Bildung, Technik und menschliche Werkzeuge, Architektur und Baukultur, Landwirtschaft als auch Bodenbesitz und Gemeinschaft. Die Sektoren sind offensichtlich nicht voneinander zu trennen wie z.B. Bodenbesitz und Landwirtschaft oder auch Architektur und es können daher nur innerhalb eines übergreifenden Ansatzes Lösungsansätze gefunden werden. In Deutschland streiten sich gelinde ausgedrückt schon Landwirte und große Konzerne um Ländereien. Die menschlichen Werkzeuge, um z.B. Energie zu generieren sind heute nicht immer der menschlichen Gesundheit zuträglich wie z.B. die Atomkraft.
Die zu Ende gedachten Systeme der Permakultur können dabei Lösungen liefen für die globalen Probleme, vor denen wir gerade stehen wie Bodendegradation und Desertifikation, Luft- und Wasserverschmutzung, drohender Ressourcenmangel, Klimawandel, Versauerung der Meere, sinkende Biodiversität, usw. Es werden naturbasierte Methoden und multifunktionale Elemente angestrebt.

Ein schönes Beispiel dafür sind z.B. earth ships. Dies sind Häuser, die dank erneuerbaren Energien selbst die gesamte Energie erzeugen, die für die Bewohner benötigt wird. Sie sind vollständig aus Naturmaterialien gebaut, speichern daher Wärme oder Kälte bei Bedarf, erzeugen ein gutes gesundes Raumklima und belasten die natürliche Umwelt nicht, wenn sie oder Teile davon entsorgt werden müssen. Die Wassernutzung für die menschlichen Bedürfnisse wie duschen, Wäsche oder Geschirr waschen, usw. als auch für die Bewässerung des Gartens erfolgt über eine Kaskade, bei der das aufgefangene Regenwasser 4 Mal verwendet werden kann, während es in Zwischenstationen auf natürliche Art gereinigt wird, z.B. durch Pflanzen in Schilfbecken, die die darin enthaltenen Nährstoffe verwenden können. Alle Reste, die wir Abfälle nennen würden, werden verwendet, da sie gleichzeitig Ressourcen sind. So werden Küchenabfälle, aber auch menschliche Exkremente kompostiert und wieder dem Gemüse im Garten zugeführt, wodurch ein geschlossener Kreislauf entsteht.

Die Permakultur möchte jede/n Einzelne/n befähigen, selbstwirksam an den Lösungen für drängende globale Problemen mitzuwirken, indem praktische, kleine, gemeinschaftliche Projekte zum Mitmachen einladen. Es kann kreativ herausgefunden werden, wie mit den Ressourcen vor Ort am besten umgegangen werden kann, indem die Funktionsweisen der Natur beobachtet werden und diese für die eigenen Bedürfnisse genutzt werden können, während gleichzeitig natürliche Systeme wiederhergestellt werden. Indem Permakulturen-Praktiken einfach und im kleinen Rahmen anwendbar sind, können sie jede/n Einzelne/n motivieren, diese im alltäglichen Leben anzuwenden.
[1] Holmgren, David (2018): „Permakultur – Gestaltungsprinzipien für zukunftsfähige Lebensweisen“, Drachenverlag, Klein Jasedow
[2] Es gibt verschiedene Sets an Permakultur-Prinzipien. Die Prinzipien von David Holmgren sind diejenigen, die am häufigsten verwendet werden.
Fotos: C.Heybl, außer Permakultur-Prinzipien: http://greenlounge-permakultur.de/was-ist-permakultur/