Tut mir leid, ich muss diese Story einfach bringen. Sie ist etwas albern, aber so lustig.
Es ist Annas Story, Anna ist eine sehr gute, sehr langjährige (32 Jahre Freundschaft) Freundin von mir, die in einer Wohnung in Hamburg MIT Balkon wohnt – immerhin; welch ein Glück.
Auf diesem Balkon hegt und pflegt sie ein paar Rosen. Eine davon hatte ich ihr zur Hochzeit geschenkt.

Nun kam am 14. Mai diese Sprachnachricht:
„Guten Abend Frau Doktor Heybl, ich brauche ihre Hilfe und zwar als Biologin. Wir haben ausgesprochen süße, niedliche Eichhörnchen und diese süßen, niedlichen Eichhörnchen attackieren meine Rosen. Was kann ich ökologisch, philosophisch und sozial verträglich gegen diese Eichhörnchen tun, jedenfalls dann, wenn sie in meinen Rosen buddeln? Die eine Rose ist fast tot gegangen. Die habe ich dann mühsam nachgestopft und so, aber jetzt haben die schon wieder angefangen rumbuddeln. TU WAS!“
Letzteres hätte sie wahrscheinlich nicht in Großbuchstaben geschrieben, aber es hörte sich sehr imperativisch an.
Mir fiel spontan neben ganz vielen privaten Neuigkeiten nur die Optionen – 1. abschießen (Moorhuhn-Eichhörnchen), 2. Lebendfallen aufstellen und irgendwo aussetzen, 3. Rosen eingittern, 4. meine ebenfalls ökologisch sehr affinen Mitbewohnerinnen fragen, 5. nach natürlichen Fressfeinden (was in der Stadt nicht so viel bringt) ecosien – ein.
Anna befand, dass Option 1 nur einen Schreckgespenst-Emoji wert war, Lebendfallen wären mit der Masse an Eichhörnchen überfordert (haben ja auch nur eine begrenzte Aufnahme-Kapazität). Option 5 wurde umgewandelt in Pflanzen, die sie gegebenenfalls nicht mögen und die daneben gestellt werden könnten.
Nachdem ich Anna leider in dieser Sache (tut mir leid) versuchte, ‚wegzurationalisieren‘, in dem ich sie an andere ökologisch erfahrene Menschen zu vermitteln versuchte, da mich verschiedene Arbeitsbaustellen übermannten, fand sie Folgendes selbst heraus:
„Da du die hilfreiche Person als extrem redselig angepriesen hast – nein danke. Ich habe mal ecosiet. Ich könnte versuchen, da Minze nebenzustellen oder ich könnte (der Tonfall ändert sich amüsiert-selbstironisch) mir einen Hund anschaffen, was auf dem Balkon total sinnvoll wäre. Oder man soll da Menschenhaare hintun, allerdings sind das nahezu domestizierte Eichhörnchen, das bringt also auch nicht so viel. Man könnte noch Cayenne Pfeffer draufstreuen. Ich überlege, ob ich Cayenne Pfeffer draufstreue – das könnte ich mal machen. Und irgendeine andere Pflanze – ich glaube… äähh… so eine hübsche… äähhh… hab ich vergessen, Calendula oder so. Die mögen die auch nicht – die könnte ich auch daneben stellen. Mal schau’n. Aber… nee, die sind ja auch so niedlich! Ich möchte sie nur nicht in meinen Rosen haben!
Ich schlug vor, den Balkon einfach stark zu nutzen und die Eichhörnchen dabei zu vertreiben.
Aber so gesellig waren die Eichhörnchen wohl nicht. Annas lapidare Antwort darauf war folgende: „… die (Bild von Eichhörnchen) tauchen nicht auf, wenn ich da bin. Sooo dumm sind sie nicht.“
Meiner Mum fiel noch auf, warum Anna denn dann überhaupt wüsste, dass es Eichhörnchen sind, die ihre Rosen anknabberten.
Folgende Bild-Doku belegte Annas leicht grimmigen Verdacht:


Das Ende vom Lied war, dass Anna Minze um die Rosen drumherum drapierte und Pfeffer in die Blumentöpfe streute.
Die Eichhörnchen kamen wieder, aber tangierten die Rosen nicht – Minze mögen sie wohl nicht.
Anna schickte ein stolzes Foto von der Hochzeitsrose, die wieder passabel aussah.
Auf meine Frage, warum Anna denn wüsste, dass sie wieder da gewesen seien, meinte sie: „Dafür schmeißen sie ihre Walnüsse in unsere… äh… Nadelbüsche.“ „Mmmh… Nadelbüschchen.“
Die Story hörte irgendwie nicht auf skurril und lustig zu sein. Fazit war: Sie waren nicht mehr an den Rosen mit dem gepfefferten Rand und der Minznachbarin. Anna dazu: „Hoffentlich wissen die Eichhörnchen auch, dass sie keine Minze mögen. Es ist nämlich Bio-Erdbeerminze!“
Zu den Nüssen war die Überlegung: „Wahrscheinlich sind sie über den Balkon gehüpft und dann ist die Walnuss heruntergefallen.“ – „Ich frage mich, ob unsere Nachbarn vielleicht Walnüsse auf unseren Balkon werfen?“